Sechsundfünfzigste Flugstunde: Mutterseelenallein

Heute habe ich wieder einen Meilenstein geschafft: Der erste Navigationsflug, allein, ohne Fluglehrer.

Bereits gestern bekam ich von Florian ja eine Strecke zugewiesen. Wir trafen uns vor dem Flug noch, und da dieser nur etwa 45 Minuten dauern sollte, erweiterten wir die Strecke noch um den Flugplatz „Schwarze Heide“ in Dinslaken, denn der Flug sollte laut Ausbildungsplan schon in etwa eine Stunde in Anspruch nehmen.

Also die Flugvorbereitung neu gemacht, und Florian stellte mir einen schriftlichen Flugauftrag aus, mit dem ich mich auf den Weg machte.

Das Wetter war heute sehr gut, blauer Himmel, nur sehr wenige Wolken zeigten sich am Himmel. Allerdings sorgt an solchen Tagen die Sonne dafür, dass sogenannte „Blauthermik“ entsteht, also Thermik, ohne dass Wolken zu sehen sind. Dadurch wurde der Flug etwas rumpeliger, ohne aber zu unangenehm zu werden.

Ich startete also wie gewohnt, nachdem ich mir die Genehmigung des Turms eingeholt hatte, die Kontrollzone über Whisky zu verlassen, und nahm Kurs auf Marl. Die Route hatte ich zuvor in meine Papierkarte eingezeichnet; jedoch muss ich zugeben, dass solch ein relativ dünner Bleistiftstrich in einem Flugzeug hinter dem Steuer mit Sonnenbrille und einem halbwegs aufgeregten Piloten einigermaßen schlecht zu erkennen ist… Da gibt es Optimierungsbedarf! Gut, dass ich zunächst noch als Backup mein iPad mit der Navigationssoftware „SkyDemon“ dabei hatte – das beruhigte dann doch ungemein, dieses neben sich auf dem Sitz zu wissen.

Marl war dann doch auch recht leicht zu finden, wie übrigens Dinslaken auch, und beide haben eine recht ähnliche Platzrunde, in die ich von Süden her einflog, nachdem ich mich schon zuvor über Funk bei den Plätzen angemeldet und meine Absicht, einen tiefen Überflug zu machen, kundgetan hatte. In Dinslaken verlängerte ich meinen Gegenanflug, da eine Pilotin gerade eine Ziellandeübung durchführte und ich ihr Gelegenheit geben wollte, dies ungestört zu tun.

Alsdann ging es weiter in Richtung Telgte. Der Weg führte mich dabei südlich am Flugplatz Borkenberge vorbei. Zunächst aber passierte etwas unangenehmes: Die Batterien meines aktiven Headsets (Bose A20 – ein aktives Headset legt über unerwünschte Geräusche quasi ein „Gegengeräusch“, sodass das unerwünschte eliminiert wird) waren leer, und als passives Headset taugt es leider nur bedingt. Der Lärmpegel war also entsprechend. Da ich aber schon mehr als die Hälfte des Weges geschafft hatte beschloss ich weiterzufliegen.

Wie ich also so mit dem Headset haderte, sah ich dann plötzlich auch eine andere Maschine, ebenfalls eine C172, sie mir sehr nah kam. Ausweichen musste ich zwar nicht, es erschien mir aber dennoch recht knapp gewesen zu sein. Lehre daraus: Immer den Horizont beobachten, immer! Und entweder bei FIS anmelden, oder aber die Frequenz des nächsten Flugplatzes eindrehen, vielleicht hat sich der Kollege ja in Borkenberge angemeldet gehabt und ich hätte vorher von seiner Anwesenheit Kenntnis erlangt.

Der weitere Weg nach Telgte stellte mich vor keine Probleme – bis ich kurz vor dem Flugplatz war. Ich wusste, dass sich dieser kleine Kobold irgendwo hinter dem Wald versteckte, aber da ich ja bereits von meiner Reiseflughöhe gesunken war, um mich in die Platzrunde einzureihen, konnte ich das Biest nicht sehen.

Also tat ich „verbotenes“: Ich schaute auf meine Moving Map und flog danach. Das passte dann auch irgendwie fast genau, und als ich in den Queranflug ging, sah ich ihn auch schwarz, breit und lang links von mir!

Auch hier flog ich tief über die Piste und startete durch, um mich auf den Heimweg zu machen. Über das Hamm-VOR sollte es nach November EDLW (Dortmund) gehen. Aber irgendwie funktionierte das nicht so, wie zuvor geübt…. also an den Pfad auf dem SkyDemon gehalten, obwohl das dort schon überflüssig war, denn Dortmund war schon fast zu sehen, und so ging es auch mit terrestrischer Navigation (=aus dem Fenster auf den Boden gucken) in Richtung Heimatflughafen.

Kurz vor November also auf 134,180 MHz mein Begehren geäußert, und ich durfte in die Kontrollzone einfliegen. Ob es am Headset lag oder der Aufregung, die mich während des Fluges begleitete, den genehmigten Queranflug führte ich als genehmigten Gegenanflug aus, was erstens einen (sehr lieb gesprochenen!) Rüffel vom Tower einbrachte und zweitens mich auf den rechten Weg.

Die Abschlusslandung geriet eher als kontrollierter Absturz… Mann, Mann Mann… das kann ich besser!

Noch zwei weitere Navigationsflüge, und dann bin ich fast fertig…

Hier wieder der geplante und der tatsächliche Flugweg von heute. Insgesamt gar nicht so übel, die Fluglehrer waren zufrieden!

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