Bereits am Ende der letzten Flugstunde vereinbarte ich für heute meine zweite Stunde – die Großwetterlage schien günstig, und die Hoffnung trog nicht.
So begab ich mich heute zur Flugschule, wo Christof noch ein Telefonat führte, mir aber schon einmal Handbuch und Schlüssel für die „Kilo-Delta“ reichte und meinte, ich solle schon einmal die Vorflug-Kontrolle erledigen und mich dann ins Flugzeug setzen. Sein Hinweis, danach aber nicht auch noch ohne ihn los zu fliegen, war, wie ich ihm versicherte, unnötig, da ich wirklich, wirklich noch nicht auf ihn verzichten mag…
Also durch die Kontrolle am GAT hindurch und auf zum Hangar, wo der Flughafenservice sie schon draußen bereitgestellt hatte.
Gewissenhaft nahm ich die Checkliste zur Hand und arbeitete sie Punkt für Punkt ab – in Erwartung dessen, dass ich sie anschließend mit Christof noch einmal wiederholen würde.
Doch nachdem ich fertig war setzte ich mich in die Cessna und wartete artig auf meinen Fluglehrer, der dann auch nicht mehr lange auf sich warten lies.
Er stieg hinzu und meinte dass es dann ja losgehen könne… also kein weiterer Check mit ihm zusammen, er vertraute mir – tolles Gefühl ! Und so setzte ich die Systeme in Gang und startete den Motor, der nach wenigen Anlasserumdrehungen seine Arbeit aufnahm. 1000 rpm eingestellt, Öldruck und Amperemeter kontrolliert, auch den Füllstand der Tanks nicht ausgelassen, danach auf 1700 rpm erhöht und die Doppelzündanlage auf korrektes Arbeiten kontrolliert, Bremsen gecheckt – und los ging es.
Christof übernahm wieder den Funk für uns, und wir erhielten auch recht schnell unsere Startfreigabe. Ich platzierte die Maschine auf der weißen Mittellinie der Startbahn, und Christof bedeutete mir, dass ich diesmal den Start im wesentlichen durchzuführen hätte. Er griff nur korrigierend ein. Und Leute: Das ist gar nicht mal so leicht! Vollgas, mit den Pedalen den Vogel auf der Startbahn halten, ziehen, Start, wir fliegen, nicht überziehen, nicht zu schnell werden, Kurs halten, da unten liegt ich weiß nicht mehr was, wir drehen ab nach rechts und verlassen die Kontrollzone des Flughafens Dortmund über den Meldepunkt Whisky, eine Eisenbahnunterführung unter der BAB 2. Puh!
Zunächst Kurs auf das Kraftwerk, dann auf Henrichenburg mit seinen Schiffshebewerken, und wir folgen in 2000 ft. Höhe wieder dem Kanal. Irgendwann, ich denke dass ich Kurs und Höhe jetzt schon recht gut im Griff habe, sagt Christof: „Jetzt schauen wir mal was die Ruder so machen. Lass mal locker, ich übernehme mal eben!“ Sprachs und drückte das Steuer nach vorne. Sofort ging die Nase der 172er nach unten – nach ein paar Höhenmetern Verlust dann: „Und dann ziehen wir das Steuer mal zu uns hin, und das Flugzeug steigt wieder… und wieder vor, und die Nase sinkt, und wieder zurück, und wir steigen… wenn Dir schlecht wird musst Du es sagen!“
Ja, wie soll ich das Gefühl beschreiben? Schlecht war mir nicht. Aber es war solch ein Gefühl als wenn man zu schnell mit dem Auto über eine Kuppe fährt, nur deutlich intensiver… ich kann einen gewissen Spaßfaktor nicht verneinen! Und so war ich erfreut, dass Christof sagte, dass ich das jetzt auch mal selber machen sollte, was ich auch gerne tat. Vielleicht zu Beginn noch etwas zaghafter als mein Fluglehrer, dann aber genau so deutlich. Es war ein wenig wie Achterbahn fahren !
Aber wir haben ja noch zwei weitere Ruder, und so waren als nächstes die Querruder an der Reihe. Christof kurbelte fleißig von links nach rechts und zurück, und das Flugzeug legte sich von einer Schräglage in die andere. Auch hier ein hoher Fun-Faktor! Auch ich durfte dann fleißig kurbeln.
Zu guter letzt dann noch das Seitenruder… dieses wird durch Pedale bedient, und Christof trat hinein, als wolle er die Tour de France gewinnen. Prompt begann unser Flugzeug um die Längsachse zu rollen, und auch diesmal durfte ich die Bewegungen ausführen.
„Und nun benutzen wir Seiten- und Querruder mal zusammen!“ verkündete Christof. Klar, das unterbindet das negative Wendemoment, was sich bei alleiniger Benutzung des Querruders ergibt – das Flugzeug neigt sich zwar zur richtigen Seite, giert aber (Bewegung im die Hochachse) genau entgegengesetzt. Durch gleichzeitige Benutzung von Quer- und Seitenruder wirkt man diesem negativen Wendemoment entgegen.
Fortan klappte das Kurvenfliegen auch gleich besser. So gut, dass wir, mittlerweile ein Stück südlich von Münster angekommen, jeweils zwei Vollkreise links und rechts flogen. Dabei war darauf zu achten die Höhe zu halten, was insgesamt wieder große Aufmerksamkeit erforderte.
Abschließend flogen wir dann wieder zurück in Richtung Kraftwerk Rünthe, das wir rechts liegen ließen, warfen einen Blick auf die Marina und bauten fleißig Höhe ab, denn es ging langsam wieder an die Landung. Klappen auf 10 Grad, 1500 rpm, Klappen auf 20, dann 30 Grad, 1300 rpm, Rechtskurve, 1000 rpm, Gas raus und länger Anflug auf die Landebahn, da wir keinesfalls die ganzen 2000 m Landebahn für die kleine Cessna benötigen und nur eine unnötig lange Rollstrecke in Kauf nehmen müssten – wo diese doch eh schon so lang sind in Dortmund!
Ruhig hielten wir auf die Landebahn zu, und hier dominierte Christof dann wieder das Ruder, ich durfte, sagen wir einmal, assistieren und ein Gefühl für die Prozedur bekommen. Ich hatte aber das Gefühl schon mehr „Anteil“ an der Landung gehabt zu haben als bei der ersten Landung, und die Angst davor, ein Flugzeug zu landen, schwindet zusehends. Für mich war das irgendwie der Knackpunkt, den es zu überwinden gilt! Alles andere erfordert zwar auch Konzentration, aber dort habe ich weniger Zweifel es gut hinzubekommen. Aber eben landen muss man können, anders als im Auto kann man ja nicht einfach mal eben rechts ran…
Nach der Landung dann das lange rollen zum GAT, was uns zuvor vom Tower schon genehmigt wurde, und das Flugzeug wie beim letzten Mal vor dem Hangar abgestellt. Christof gab mir noch auf nach Checkliste die Cessna zu parken und verschwand… also brachte ich die Rudersicherung an, legte die Klötze vor und hinter die Räder und deckte das Pitotrohr (Dies wird u.a. zur Geschwindigkeitsmessung in der Luft benötigt) ab. Schließlich schloss ich das Flugzeug ab und begab mich zur Flugschule.
Christof meinte dass ich Fortschritte mache und bestätigte so meinen eigenen Eindruck. Alles verlaufe völlig normal, ich solle mir ob der Fehler, die ich noch mache, keine Gedanken machen.
Und wenn der Fluglehrer mit mir zufrieden ist, dann kann ich das auch sein!
Morgen ist die nächste Flugstunde angesetzt, das gute Wetter will ausgenutzt werden!